Der große Guru-Betrug: Teil 1 und 2

Bis zum Jahre 1977 hatte Srila Prabhupada die ISKCON zu einer Gesellschaft von vielen Dutzend Tempeln, Farm-Gemeinschaften und Restaurants entwickelt und 10.000 Schüler angenommen. Außerdem verfasste er Dutzende Bücher über spirituelles Wissen, von denen über 150 Millionen in allen wichtigen Sprachen der Welt verbreitet wurden. Kurz vor seinem Verscheiden richtete er eine Verfügung an alle ISKCON Zentren und den GBC Führungsrat (GBC – Senior-Schüler, die die Bewegung leiten), die mit sofortiger Wirkung realisiert werden sollte. Diese Richtlinie, die auf der nächsten Seite als Kopie vom Original abgebildet ist, legte ein System fest, durch das Srila Prabhupada fortfahren würde, Schüler ohne die Notwendigkeit seiner physischen Anwesenheit auf diesem Planeten, einzuweihen. Wie Sie in dieser Anweisung lesen werden, nannte er elf ranghohe Sekretäre, die damit beauftragt wurden neue Anwärter als direkte Schüler von Srila Prabhupada in die Bewegung aufzunehmen. Die Verfügung besagt eindeutig:
„Die neu eingeweihten Devotees sind Schüler von His Divine Grace A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada, die oben genannten elf leitenden Devotees handeln als Seine Repräsentanten.“

Nicht allzu lang nach Srila Prabhupadas körperlichem Verscheiden am 11.November 1977, verkündete der GBC jedoch unverfroren, dass die elf Sekretäre in Wirklichkeit zu vollwertigen Gurus und spirituellen Meistern ausgewählt worden seien, ihre eigenen Schüler einweihen sollten und somit Srila Prabhupada in dieser Hinsicht ersetzen würden. Dies steht natürlich in völligem Widerspruch zu Srila Prabhupadas Verfügung, in der klar geschrieben steht, dass die elf ernannten Sekretäre dazu auserwählt wurden, um in einer repräsentierenden Funktion neue Schüler FÜR Srila Prabhupada anzunehmen. Die bis heute von kaum jemandem zur Kenntnis genommene offizielle GBC Protokollniederschrift von 1978 dokumentiert diesen Betrug Schwarz auf Weiß:

„...für 1978 sollen keine neuen Spirituellen Meister außer den 11 die Srila Prabhupada ausgewählt hat, ernannt werden.“
(GBC Resolution Nr. 16, 19.März, 1978)

Diese elf selbsternannten „Gurus“ teilten die Welt sofort in elf Zonen auf und begannen sich täglich auf riesigen, verzierten Thronen (bekannt als Vyasasana) aufwendig verehren zu lassen. Sie bezeichneten sich als die „materiellen und spirituellen Nachfolger“ von Srila Prabhupada und machten sich mit diesem Täuschungsmanöver zigtausende Schüler und riesige Geldsummen zu Eigen. Schon bald wurde ihr Leben jedoch auf der Grundlage dieser unverhohlenen Lüge eingeholt.
Tatsächlich gerieten nahezu alle dieser ersten ungehorsamen Sekretäre in einen Abgrund moralischer Verwerflichkeit, den man nicht einmal einem gewöhnlichen Menschen zutrauen würde, geschweige denn einem Guru (siehe auch Seite 5 „Die Senior-Betrüger, Was machen sie heute?“)
Eine interne Aktennotiz bezüglich dieser Eskapaden, von einem später durch den GBC gewählten „Guru“ verfasst (siehe auch „Der große Guru-Betrugl Teil 2“), gibt an:

„Fakt: ISKCON Gurus haben sich Gelder angeeignet und diese missbraucht und andere ISKCON Ressourcen zu ihrer eigenen persönlichen Bereicherung und Sinnesbefriedigung abgezweigt. ISKCON Gurus hatten unzulässigen Geschlechtsverkehr sowohl mit Männern als auch Frauen und unter Umständen auch mit Kindern.“
(Womit die Riviks Recht haben, Jayadvaita Swami, 1996)

In Anbetracht dieser peinlichen Lage, die durch das abscheuliche Benehmen dieser anfänglichen Guru Betrüger verursacht wurde, hätte man meinen können, dass die meisten vernünftigen Menschen, ganz zu schweigen von spirituellen, sich zu dem von ihnen verübten Guru Betrug bekennen würden und diesen eingestehen. Doch statt soweit zu denken und das ursprüngliche repräsentierende System welches Srila Prabhupada eingerichtet hatte wieder herzustellen, kam es zum 2. Teil des Guru-Betrugs.

Der große Guru Betrug: Teil 2

Als der GBC 1986 zu dem spirituellen und moralischen Zerfall der vielen selbsternannten Betrüger-„Gurus“ Stellung bezog, versuchte er die vorangegangenen ruinösen Machenschaften, die zu diesem Stand der Dinge geführt hatten, durch einen weiteren Betrug zu verschleiern. Um die Mitglieder der Bewegung zu beruhigen und die Aufmerksamkeit von ihren eigenen Vergehen abzulenken, kündigten sie plötzlich an, drastische und weitläufige Änderungen seien in der Tat dringend notwendig. Ihre beabsichtigten „Änderungen“ beinhalteten jedoch nicht, den ursprünglichen Betrug zuzugeben, bei dem Individuen sich auf illegitime Weise den Status des Guru angeeignet hatten, die von Srila Prabhupada eigentlich nur zu Sekretären ernannt worden waren. Stattdessen wurde erstaunlicherweise verkündet, es seien 1978 nicht genug selbsternannte Gurus ins Amt gehoben worden. Sie beschlossen daher, dass von nun an jeder durch einen Mehrheitsbeschluss des GBC zum Guru gemacht werden könne:

„…jedes GBC Mitglied kann dem GBC Aufsichtsrat einen diksa-Guru Kandidaten präsentieren. […] und nach mehrheitlicher Zustimmung darf dieser dann die Verpflichtungen eines einweihenden Gurus in der ISKCON übernehmen.“
(GBC Resolution Nr.3, 30. März, 1986)

Gab es eine schriftliche Befugnis von Srila Prabhupada für diesen neuen „Guru durch Abstimmung“ Betrug?
Genau wie zuvor – NEIN.
Auf diese Weise haben sich die unberechtigten Gurus in ISKCON inzwischen auf über 70 Personen vermehrt, wobei die Zahl jährlich variiert, wenn einige von ihnen erneut in moralische und spirituelle Abgründe hinab gleiten und wieder neue eiligst hinzugefügt werden um die Gefallenen zu ersetzen.
Währendessen hat dieses ganze „Guru Durcheinander“ den wirklichen und einzigen Guru der ISKCON, Srila Prabhupada, ins Abseits befördert. Wie wir gesehen haben, hat Srila Prabhupada seine Repräsentanten jedoch nur als seine Vertretung dazu berechtigt, in seinem Auftrag Schüler anzunehmen – so bleibt er durch sie der einzige Guru der ISKCON.
Unglücklicherweise beschlossen diese Repräsentanten aber die Bewegung zu ihrem eigenen Nutzen zu missbrauchen, was zu dem heute herrschenden Chaos geführt hat. Erstaunlicherweise wurde der ganze Schwindel von den älteren Guru-Betrügern zugegeben (siehe auch Seite 9).
Noch erstaunlicher ist die Tatsache, dass das folgende prophezeiende Gespräch von 1977 andeutet, wie zukünftige Guru-Betrüger schon daran gedacht haben, dass einige von ihnen dazu bereit sein würden auf illegale Weise Gurus zu werden:

Bhavananda:
Da wird es welche geben, das weiß ich. Da gibt es einige die versuchen werden, sich als Gurus auszugeben.
Tamal Krishna:
Das war bereits vor vielen Jahren so. Deine Gottbrüder dachten genauso. Madhava Maharaja….
Bhavananda:
Oh ja, sie waren schon bereit…
Srila Prabhupada:
Sehr starke Führung ist erforderlich und aufmerksames Beobachten.

(Besprechung, 27.Mai 1977)

Dieses Gespräch enthält eine gewisse Ironie, da sich die beiden Guru-Betrüger als übereifrig herausstellten und einige Monate später selbst „schon bereit“ waren sich als Gurus auszugeben –  siehe Seite 5. (Sie beziehen sich dabei auf die Vorkommnisse in der Vorgänger Organisation der ISKCON - siehe Seite 14). In dem obigen Gespräch gibt Srila Prabhupada jedoch eine klare Antwort wie man einem betrügerischen Guru Programm entgegenwirkt: Durch „eine sehr starke Führung und aufmerksames Beobachten.“ Das Magazin Zurück Zu Prabhupada wurde aus diesem Grund ins Leben gerufen, um diese „genaue Beobachtung“ zu gewährleisten und durch die IRM „eine starke Führung“ zu gewähren, so dass die wirkliche ISKCON - ohne Guru Betrüger und mit Srila Prabhupada als echtem Guru - wieder entstehen kann.